Neue Quads sind rar geworden. Gute Einsteigermodelle muss man mit der Lupe suchen. Gerade für den heranwachsenden Nachwuchs. Polaris bringt für die Jugend den Phoenix wieder ins Spiel.
Gebrauchte: oft sind sie abgerockt und runtergeritten. Oder hubraumtechnisch wenig geeignet für den Quad-Novizen. Meistens trifft beides zu, ist man auf der Suche nach einem günstigen, fahrbaren Untersatz für die Kids. Vor allem für jene, die vielleicht keine Rennambitionen hegen, aber im Wachstum soweit fortgeschritten sind, dass ein Kinder-Quad nicht mehr in Frage kommt. Ein neues Quad anschaffen? Ja, durchaus, aber welches bitteschön? Die Hersteller rennen uns nicht grad die Bude ein mit Neuerscheinungen im Bereich 4×2, geschweige denn im Jugendbereich.
Den „Kleinen“ gab’s schon mal
Vor einigen Jahren, als Einsteiger-Quads bei 150 ccm losgingen, schickte Polaris als Premium-Hersteller den Phoenix 200 schon einmal ins Rennen um die Gunst der Kundschaft. Wie bis heute üblich, bediente man sich in dem Marktsegment auch gerne mal asiatischer Produkte. So wurde eine 200er Aeon kurzerhand umgelabelt und von bzw. als Polaris verkauft. Im Zuge der Modellpflege veränderte man das Erscheinungsbild und das Einsatzgebiet. So wird das stylische Fahrzeug in grau heutzutage für die Jugend angeboten. Damals war es durchaus auch mit Zulassung erhältlich. Wie gehabt, kommt der Einsteiger ohne viel Schnickschnack daher. Wahlschalter, ein paar Kontrollleuchten, Scheinwerfer – fertig. Vorwärts, neutral und rückwärts lässt sich auswählen als Fahrstufe. Unter der Sitzbank herrscht Ordnung, weil es außer dem gut zugänglichen Luftfilter und der Batterie nicht viel zu entdecken gibt. Simpel.
Technik
Den luftgekühlten Motor mit 198 ccm startet man elektrisch. Für alle Fälle finden wir im Heck einen montierbaren Kickstarter, der das Aggregat auch bei niedrigem Ladezustand spielend zur Arbeit anregt. Acht kW – knapp elf PS – kitzelten die Konstrukteure aus dem Einzylinder. Nicht schlecht für die aufstrebende Jugend, nicht schlecht für die besorgten Eltern, weil die Leistung begrenzt werden kann. Die Kraft überträgt sich wartungsfreundlich per Kardan auf die Hinterachse. Insgesamt ist der Motor sehr genügsam und nahezu wartungsfrei bis unkaputtbar. Sprit rein, regelmäßig Öl wechseln, Luftfilter säubern. Mehr ist nicht nötig an Wartung. Vorne verzögern zwei Scheibenbremsen die Fahrt, hinten arbeitet eine Trommelbremse. Das geht angesichts des Einsatzzwecks völlig in Ordnung, kommt die Kleine mit ihren 188 Kilogramm Gewicht doch zuverlässig zum Stehen.
Wenig überraschend sind die Stoßdämpfer lediglich in der Vorspannung anpassbar. Sie bieten an der Vorderachse – an doppelten A-Arms aufgehängt – 17,8 Zentimeter Federweg, der Monodämpfer an der Schwinge bietet 16,5 Zentimeter. Einigermaßen hart ist die Abstimmung in der Serie. Griffige Trittbretter geben dem Fahrer ausreichend Halt. Das Quad ist für eine Altersgruppe ab etwa 12 bis 14 Jahren geeignet. Fahrer mit einer Körpergröße von 1,40 bis zirka 1,75 m sind mit diesem Quad recht gut bedient, darüber sieht es unterwegs ein wenig ungeschickt aus. Darunter muss sich der Fahrer etwas strecken. Die Bedienelemente sind gut erreichbar, nichts hakelt oder bockt. Die Lenkung ist bei niedriger Geschwindigkeit ziemlich schwergängig, was bei steigendem Tempo wiederum ok ist und eine gute Kontrolle vermittelt.
Es geht los
Völlig unkompliziert erfolgt die Wahl der Fahrstufen mit der CVT-Automatik. Gang eingelegt und Gas gegeben, nimmt der solide Motor seine Arbeit auf und beschert dem Fahrzeug einen moderaten, aber spürbaren Vortrieb. Bis etwa 40 km/h sogar recht spritzig, darüber nuckelt er sich stetig Richtung Vmax, die bei rund 60 km/h liegt. Am Ende des Drehzahlbandes brummt der Viertakter im hohen Bereich, allerdings ohne das man sich um dessen Überleben sorgen müsste. Im Gelände reicht es für den Ritt über Wald- und Feldwege. So kann Junior dem Familienoberhaupt im Offroad-Park recht gut folgen. In tieferen Furchen und losem Boden hilft nur geschickter Körpereinsatz weiter, aber irgendwann endet der Vortrieb im schweren Geläuf.
Auf sandigem Boden tut sich der Phoenix ausgesprochen schwer. Aber zu viel davon wollen wir dem „Moped“ nicht zumuten. Ein tiefer Schwerpunkt und viel Bewegungsfreiheit sprechen für das Quad. Um die engsten Kurven schwingt man so die Maschine problemlos. Nie vergessen, wir sitzen auf einem Quad, das Einsteiger begeistern soll. Spaß macht der Kleine sogar auf der MX-Piste, solange die Intention damit Rennen zu gewinnen oder Trainingsschnellster zu werden im Hintergrund stehen.
Wer weiß, vielleicht dürfen wir den Phoenix doch noch mit einer T-3b-Zulassung als EU-Traktor begutachten. Denn für den genügsamen Freizeit- oder Stadtfahrer wäre das Quad ein prima Roller-Ersatz oder für Vermietstationen geeignet. Derzeit finden wir den 200er aber ausschließlich im Bereich „Youth“ auf der Webseite und in den Prospekten von Polaris. Und das ist vielleicht perfekt für den Phoenix 200, handelt es sich doch wie beschrieben um ein schnörkelloses Quad, das ohne Extras auskommt. Vielmehr kann man auf die einfache, solide Technik zählen, der Kleine wird seinen Fahrer wohl kaum im Stich lassen. Die Investition ist begrenzt, die laufenden Kosten sind extrem niedrig und die Abschreibung praktisch fast null!
Fazit
Bei einem Anschaffungspreis von 4.190 Euro muss man sich wahrlich nicht über die eingangs erwähnten Klunker auf dem Gebrauchtmarkt ärgern. Vom Polaris-Händler bekommst du für den Betrag nämlich nicht nur ein nettes Quad, sondern auch einen Helm und eine Lehr-DVD. Die Party kann steigen!
- Text: Maurice van Oosten; Ralf Wilke
- Fotos: Andrew Walkinshaw