
Ein ATV oder ein Trike mit individueller Folierung zieht im Gelände und auf der Straße viele Blicke auf sich. Doch die Folierung solcher Fahrzeuge stellt besondere Anforderungen.
Von der Beschaffenheit der Kunststoff-Verkleidungen über extreme Einsatzbedingungen bis zu gesetzlichen Vorgaben gibt es viel zu beachten. Im folgenden Beitrag werden die technischen Voraussetzungen, Beanspruchungen im Gelände, Schutzfunktionen, Designoptionen, Folientypen, Pflegehinweise und rechtliche Aspekte einer Folierung für ATVs und Can-Am Spyder beleuchtet.
Technische Voraussetzungen und Oberflächenbeschaffenheit

Die Verkleidungsteile von ATVs und Spyders bestehen meist aus Kunststoff mit teils strukturierter Oberfläche. Solche Kunststoffteile lassen sich grundsätzlich folieren, jedoch muss die Folie zum jeweiligen Kunststoff passen und der Untergrund sorgfältig vorbereitet sein. Niedrigenergetische Kunststoffe (z. B. Polypropylen) und raue, texturierte Flächen sind für Haftfolien eine Herausforderung. Ohne spezielle Maßnahmen halten Vinylfolien auf stark strukturierten ATV-Kunststoffen oft schlecht. In der Praxis empfiehlt es sich daher, Oberflächen vorab gründlich zu reinigen und zu entfetten. Gegebenenfalls kommen Haftvermittler (Primer) an Kanten und Problemzonen zum Einsatz, um die Klebkraft zu erhöhen. Wichtig ist zudem, dass die Folie nicht nur plan aufgelegt, sondern um Kanten herum gezogen und gespannt wird, damit sie sich dauerhaft fixiert. Bei Bedarf sollten Verkleidungsteile demontiert werden, um alle Kanten sauber umschlagen zu können. Nur auf einem sauberen, glatten und ausreichend haftfähigen Untergrund erzielt man ein professionelles Folierungsergebnis, das den Belastungen standhält.
Offroad-Belastungen: Schmutz, Wasser, Hitze und UV
ATVs und Offroad-Trikes sind im Gelände harten Umweltbedingungen ausgesetzt. Dreck und Schlamm dringen in jede Ritze – eine fachgerechte Folierung muss deshalb randbündig verklebt und gut versiegelt sein, damit sich keine Schmutzkanten bilden. Wasser und Reinigungsdruck stellen ebenfalls eine Belastung dar. Hochwertige Fahrzeugfolien sind zwar
wetterfest und waschbeständig
, jedoch können aggressive Hochdruckreiniger bei unsachgemäßer Anwendung Folien anheben oder beschädigen. Daher gilt: maximal 60 °C Wassertemperatur, mindestens 30–50 cm Sprühabstand und den Strahl nie direkt auf Folienkanten richten.



Folien und Hitze
Auch Hitzeeinwirkungen durch Motor und Abgasanlage sind zu beachten – Vinylfolien erweichen bei hohen Temperaturen. In unmittelbarer Nähe heißer Teile (z. B. Auspuff) sollte man entweder hitzebeständige Folien verwenden oder diese Zonen aussparen. UV-Strahlung in freier Natur lässt minderwertige Farben verblassen. Bedruckte Folien ohne Schutzlaminat können unter starker Sonne schnell ausbleichen. Qualitativ hochwertige bzw. laminierte Wrap-Folien bieten dagegen UV-Schutz für den Lack und verhindern ein Ausbleichen des Originalfarbtons. — Paragraph break —Insgesamt verkraftet eine Folierung an Offroad-Fahrzeugen zwar Matsch, Regen und Sonne, jedoch verkürzt intensiver Geländeeinsatz die Lebensdauer. Hersteller geben je nach Umgebung und Nutzung Standzeiten von bis zu etwa 3 Jahren für Offroad-Folierungen an – bei sehr häufigem hartem Einsatz kann ein früherer Wechsel nötig werden. Daher sollte man im Offroad-Bereich nur Folien in Profi-Qualität verwenden, die speziell auf Witterungsbeständigkeit und mechanische Robustheit ausgelegt sind.

Schutzfunktion der Folie für Kunststoff- und Lackteile
Neben der optischen Aufwertung erfüllen Folierungen bei ATVs und Spyders einen wichtigen Schutzaspekt. Die Folie fungiert als zusätzliche Schicht, die Kunststoffverkleidungen und Lack vor Kratzern, Schrammen und Abnutzung bewahrt. Gerade ATV-Kunststoffteile neigen zu Kratzern durch Äste, Steinschlag oder Stiefelkontakt – eine Folierung kann hier helfen, den Wert des Fahrzeugs zu erhalten. Selbst dünne Vinylfolien nehmen leichte Kratzer und Schmutzanprall auf sich und schützen den darunterliegenden Lack oder Kunststoff vor Beschädigung. Moderne Wrap-Folien sind zudem UV-beständig, sodass sie den Originalfarbton der Verkleidung vor Ausbleichen durch Sonnenstrahlen bewahren. Für maximalen Schutz gibt es spezielle Lackschutzfolien (Paint Protection Films) aus dickeren, transparenten Materialien. Diese Folien wurden entwickelt, um Steinschläge, Kratzer, Salz und UV-Strahlung vom Lack fernzuhalten.



Folientypen für ATVs: Gegossene vs. kalandrierte Folien, Schutz- und Designfolien
Nicht jede Autofolie eignet sich gleichermaßen für die komplexen Formen und Beanspruchungen eines ATV. Grundsätzlich wird zwischen kalandrierten (gewalzten) und gegossenen Vinylfolien unterschieden. Gegossene Folien entstehen in einem aufwändigen Gießverfahren und zeichnen sich durch eine sehr hohe Flexibilität, Formanpassungsfähigkeit und Haltbarkeit aus. — Paragraph break —Diese High-End-Folien sind dünner, weichmacherreich und lassen sich stark dehnen, ohne zu reißen oder nennenswert zu schrumpfen, weshalb sie sich ideal an die verwinkelten, gewölbten Oberflächen von Quads anschmiegen. Kalandrierte Folien dagegen werden durch Walzen hergestellt und sind meist etwas dicker sowie steifer. Sie sind zwar kostengünstiger, aber vor allem für ebenere Flächen oder kurzfristige Anwendungen geeignet.




Ganz einfach?!
In engen Radien und dreidimensionalen Verkleidungsteilen neigen kalandrierte Folien dazu, zurückzuziehen oder Spannungsfalten zu bilden. Für eine vollständige ATV-Folierung mit vielen Rundungen empfiehlt sich daher der Griff zu gegossenen Qualitätsfolien, um ein langlebiges und sauberes Ergebnis zu erzielen. Die Wahl der richtigen Folientype bestimmt maßgeblich, wie gut die Folierung am ATV hält: gegossene Vinylfolien für perfekte Passform und Optik, ergänzt durch robuste Schutzlaminate an den Stellen, wo das Gelände am härtesten zuschlägt.
Pflege und Reinigung folierter Offroad-Fahrzeuge
Eine fachgerecht verklebte Folie am ATV oder Spyder will auch richtig gepflegt werden, damit sie lange ansprechend aussieht. Unmittelbar nach der Folierung sollte das Fahrzeug etwa 1–2 Wochen geschont werden, bevor man es der ersten Wäsche unterzieht – so kann der Folienkleber vollständig durchhärten. Im Offroad-Betrieb ist es unvermeidlich, dass das Fahrzeug stark verschmutzt. Wichtig ist, Schlamm und Dreck nach jeder Tour zeitnah abzuspülen, anstatt sie antrocknen zu lassen. Eingetrockneter Schlamm kann beim Abrubbeln wie Schleifpapier wirken und die Folienoberfläche verkratzen. Am besten löst man groben Schmutz zunächst durch Einweichen mit Wasser. Die Reinigung sollte bevorzugt von Hand mit weichem Schwamm oder Tuch und mildem Shampoo erfolgen. Aggressive Reinigungsmittel oder Lösungsmittel (z. B. stark alkalische Felgenreiniger, Teerentferner) sind zu vermeiden, da sie Folien angreifen könnten.

Rechtliche Hinweise und Vorschriften
Wer sein ATV oder seinen Can-Am Spyder foliert, darf die gesetzlichen Vorgaben nicht außer Acht lassen – insbesondere dann, wenn das Fahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr bewegt wird. Zunächst ist wichtig: Zulassungs-relevante Teile wie Kennzeichen, amtliche Plaketten, Beleuchtungseinrichtungen und Rückstrahler dürfen nicht durch Folie verdeckt oder in ihrer Funktion beeinträchtigt werden.
So ist es ausdrücklich untersagt, Nummernschilder zu überkleben oder unleserlich zu machen. Gleiches gilt für Scheinwerfer, Blinker, Rück- und Bremsleuchten sowie die vorgeschriebenen Rückstrahler („Katzenaugen“) am Fahrzeug – diese dürfen nicht mit Aufklebern oder Folie versehen werden, da sich sonst ihre Bauartzulassung und Wirksamkeit ändern würde. Eine Zuwiderhandlung (z. B. folierte Rückleuchten oder abgeblendete Reflektoren) kann zum Erlöschen der Betriebserlaubnis führen.
Zulassung?
Ebenfalls beachten muss man Regeln zur Farbänderung: Wird das Fahrzeug durch eine Vollfolierung wesentlich in der Farbe verändert, muss dies in den Fahrzeugpapieren vermerkt werden. Laut deutscher Zulassungsordnung ist eine komplette Folierung mit Farbwechsel eintragungspflichtig, analog zu einer Umlackierung. Darüber hinaus gibt es Beschränkungen bei bestimmten Folienarten: Hochglänzende Spiegelchrom-Folien oder fluoreszierende Neonfarben sind im Straßenverkehr nicht zulässig, da sie andere Verkehrsteilnehmer blenden oder eine Sonderfunktion (Rettungsfahrzeug-Look) vortäuschen könnten.
Offroad auf Privatgelände mag dies keine Rolle spielen, doch wer sein foliertes ATV auf öffentlichen Straßen bewegt, sollte sich an diese Vorgaben halten. Zusammenfassend ist Folierung in Deutschland erlaubt, solange Sicherheitsmerkmale wie Licht und Reflexe unangetastet bleiben und bei einer vollständigen Farbänderung die Formalitäten erledigt werden. Dann steht dem Folieren von ATVs und Can-Am Spydern nichts im Wege – für ein individuelles, geschütztes und dennoch vorschriftsmäßiges Offroad-Fahrzeug.
- Text: Martin Zink
- Fotos: Martin Zink, Peter Kremsreiter